Maramuresch/Maramureș – Das Holzparadies der Karpaten


Es gibt Mensche, die als Urlaubsziel jene Regionen bevorzugen, die von der Moderne weitgehend verschont wurden. Sie suchen die unberührte Natur, die althergebrachte Bauweise, gewissehaft gepflegte Tradition und mit ihrer Heimat verbundene und auf sie stolze Menschen. Wenn Sie auch zu ihnen gehören, dann sitzen Sie auf unserer Reise in die Maramuresch im richtigen Bus.

Tag 1. Klausenburg – Poienile Izei

Wir werden am Nachmittag von Klausenburg/Cluj aus in Richtung Norden fahren. Die Großstadt, mit ihrem Lärm und Treiben bleibt hinter uns und an ihrer Stelle kommen kleine Ortschaften in einer hügeligen, waldreichen Region. Die Hauptbeschäftigung der Menschen ist die Landwirtschaft, die sie jedoch in kleinem Rahmen praktizieren, Industrieanlagen gibt es weit und breit keine. Das Lebenstempo wird von den Pferdefuhrwerken angegeben, die Lebensziele sind die Zufriedenheit und was man sonst noch zum leben braucht.
Länger als zwei Stunden werden wir unterwegs sein, bis wir das Dorf Poienile Izei erreichen. Eine Familie wird uns für die nächsten Tage aufnehmen uns den Einblick in den Alltag der Menschen hier ermöglichen. Dazu gehört auch die traditionelle Küche, die Produkte aus eigener Produktion verwertet. Und wenn die Tagesarbeit getan wurde und der Abend kommt, werden die Märchen- und Geschichtentruhen aufgedeckt.

Tag 2. Poienile Izei – Oberwischau – Ieud

Am Morgen werden wir nach einem leckeren Frühstück das Dorf verlassen und nach Oberwichau/Vișeu de Sus fahren. In der kleinen Stadt leben die Zipzer, die Nachkommen jener Deutschen aus der Slowakei, die im 18. Jh. , als die Maramuresch zu Habsburg gehörte, als Waldarbeiter hier angesiedelt wurden. Für den Transport des Holzes im Wassertal baute man später eine Schmalspurbahn und die ist heute noch in Betrieb, denn die Enge des Tales verhindert ihren Ausbau zu einer üblichen Breite, sowie den Bau einer Forststraße.
Die alten Dampflokomotiven wurden infolge einer privaten Initiative generalüberholt und werden für Touristenfahrten eingesetzt.

Wir werden morgens mit dem Dampfzug, von den Einheimischen „mocăniţa“ genannt, im Wassertal hochfahren, picknicken und am Nachmittag nach Oberwischau zurückkehren.

Unser nächstes Ziel wird das Dorf Ieud sein. Hier werden wir in einem auf einer Anhöhe gelegenen Friedhof eine der ältesten Holzkirchen des Landes sehen. Diese Holzkirchen sind das Symbole der Region, man kann sie in jedem Dorf finden. Die meisten von ihnen stammen aus dem 18. Jahrhundert und wurden nach dem letzten Mongolensturm gebaut. In Ieud hat die Kirche diese schweren Zeiten überlebt. Die unlängst restaurierten Gemälde zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, eine Mischung verschiedener Geschichten und Traditionen.

Am späten Nachmittag werden wir nach Poienile Izei zurückfahren und uns das Dorf näher anschauen. Auch hier steht die Kirche mitten am Friedhof und ist ganz aus Holz gebaut. Die Stühle, die Bänke und die Ikonen sind alle mit Decken und Handtücher geschmückt, die alle von den Frauen aus dem gewebt oder gestickt wurden. Auch die Wandmalerei stammt von örtlichen Künstler, deren Namen in Vergessenheit geraten sind. Nach dem Besuch der Kirche werden wir weiter durch das Dorf wandern. Vor Fast jedem Haus steht eine Bank, auf der sich die Familie und manchmal ihre Gäste zusammensetzen, um über Neuigkeit zu plaudern oder auf den nächsten Nachrichtenbringer zu warten. Wir können zu einer einheimischen Familie gehen, wo uns die Hausfrau ihren Webstuhl zeigen wird und was sie damit alles machen kann. Wir werden das Abendessen in unseren Pension nehmen und es mit einem Glas hausgemachter „horincă” (Obstbrand) abschließen.

Tag 3. Poienile Izei –Sighetul Marmaţiei – Săpânța – Klausenburg

Nach dem Frühstück werden wir uns von unseren Gastgebern verabschieden und durch das Izatal fahren. Trotz der Modernisierung der letzten Zehn Jahre hat fast jedes Haus einen eigenes Holztor, Webstuhl und eine kleine Bank. Transport ist auch sehr „traditionell”, oft kann man Pferde, Ochsen oder Wasserbüffel sehen, die Karren voll Heu, Getreide oder Obst ziehen. Die vielen Schnitzereien, die man an Häusern und Kirchen sehen kann, wurden von lokalen Volkskünstler geschnitzt. Die Art, in der sie die Tradition, Geometrie, Aberglaube und Religion verbinden, ist einzigartig. In Bârsana werden wir mehr über diese Symbole herausfinden. Hier gibt es einen in der ganzen Gegend bekannten Holzschnitzer, den und dessen Werkstatt wir besuchen werden. Gleich neben seiner Werkstatt machen wir einen kurzen Besuch in dem neuen Schulgebäude, das vor ein paar Jahren in alter Weise gebaut wurde.

Unser nächstes Ziel wird Sighetul Marmației sein. Die kleine Stadt ist sehr kosmopolitisch, hier wohnen Rumänen, Juden, Ungarn, Deutsche, Zigeuner und Ukrainer zusammen seit Jahrhunderten. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die jüdische Gemeinde die größte der Stadt, sie hatte viele Synagogen, Gemeindehäuser und Friedhöfe. Die meisten von ihnen wurden zerstört und der größte Teil der Gemeinde wurde in die Vernichtungslager deportiert.

In der Stadt befindet sich das einzige Museum des Landes, das sich mit der kommunistischen Vergangenheit auseinandersetzt. Das Museum der Opfer des Kommunismus und des Widerstandes gegen den Kommunismus wurde nach 1990 in jenem Gefängnisgebäude eingerichtet, in dem nach 1948 die wichtigsten Politiker und Staatsmänner der Zwischenkriegszeit unter unmenschlichen Bedingungen ihre letzten Lebensjahre verbringen mußten

Zwanzig Kilometer westlich von Sighet liegt das weltweit bekannte Dorf Săpânţa. Vor etwa achtzig Jahren kam der im Ort lebende junge Holzschnitzer Ioan Stan Pătraş auf den Gedanken, die Grabkreuze auf eine besondere Art zu gestalten. Er schnitzte auf beide Seiten repräsentative Szenen aus dem Leben der Verstorbenen, schrieb darunter mit Farbe einen Text in Ichform als Zusammenfassung dessen Lebens und malte das ganze in einfachen, kräftigen Farben. Die Idee machte im Dorf Schule und den Friedhof weltweit bekannt, zumal er zumindest in Rumänien einmalig ist.

Am Abend werden wir zurück nach Klausenburg/Cluj fahren.